Die Mühe lohnt sich!
Je mühsamer eine Sache ist, desto wichtiger ist es, von ihrem Nutzen überzeugt zu sein. Dies gilt ganz besonders auch für die heilige Beichte. Sie ist zwar mühsam, aber doch in ihren Wirkungen sehr wohltuend und überaus nützlich. Es wäre sehr kurzsichtig, nur auf die Mühen zu schauen, aber nicht auf den Gewinn.
Viele Menschen leiden heute unter großer seelischer Not, aber nur wenige scheinen die wahren Ursachen des Übels zu erkennen. Viel eher sucht man Hilfe auf den Sofas der Psychologen und Psychiater, als dass man sich besinnen würde auf den Vater im Himmel, auf seine Verheißungen und auf sein Gebot.
Viel einfacher, viel preiswerter und viel wirksamer wäre es, das 'verlorene Sakrament' der heiligen Beichte wieder neu zu entdecken und zu einer fruchtbaren Beichtpraxis zurückzukehren.
In einer guten Beichte verliert man gar nichts, denn man geht nicht zur Beichte um zu geben, sondern um zu empfangen. Ein Blick auf die Wirkungen des Sakramentes zeigt ganz deutlich, wie sehr sich die damit verbundene Mühe lohnt!
Wirkungen der Beichte
Die vielfachen Wirkungen der Beichte können hier nur angedeutet werden. Man muss sie vor allem selbst erfahren und erleben.
Sie reinigt!
Wie es äußeren Schmutz gibt, und wie es ein echtes Bedürfnis sein kann, den Leib zu waschen, so gibt es auch inneren Schmutz und eine innere Reinigung. Die Sünde wirkt wie eine Kruste auf der Seele.
Im Alten Testament spricht Gott durch den Propheten:
"Ich sprenge reines Wasser über euch, damit ihr gereinigt werdet; von all euren Unreinheiten und von all euren Götzen will ich euch reinigen. Ich gebe euch ein neues Herz und lege neuen Geist in eure Brust, ich entferne das Herz aus Stein aus eurem Leib und gebe euch ein Herz aus Fleisch." (Ez 36,25 f.)
All dies wird wunderbare Wirklichkeit im Sakrament der Beichte. Sie reinigt, was befleckt ist, tilgt alle Sünden in der Kraft des kostbaren Blutes Jesu Christi und schenkt dem Sünder buchstäblich ein neues Herz.
"Sind eure Sünden wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee; sind sie wie Purpur so rot, sie sollen werden wie Wolle." (Is 1, 18)
Sie heilt!
Nach einem Wort des hl. Augustinus ist der Friede die Ruhe in der Ordnung. In der Ordnung ist Frieden und im Frieden ist Glück und Heil. Was nicht in Ordnung ist, bezeichnen wir als krank. - Dies gilt sowohl für den Leib, als auch für die Seele.
Für den Menschen gibt es nichts besseres, als ganz in Einklang mit der göttlichen Ordnung zu stehen. Die Sünde aber ist nichts anderes, als innere Unordnung. Sie macht den Menschen krank.
Es gibt Dinge, die sind in Unordnung und können aus eigener Kraft nicht geordnet werden.
Es gibt Dinge, die sind verbogen und können aus eigener Kraft nicht gerichtet werden.
Es gibt Dinge, die sind krank und können aus eigener Kraft nicht heilen.
In der heiligen Beichte ist eine göttliche Kraft, tiefgreifend Ordnung zu schaffen. Sie vermag wirklich, Verbogenes zu richten, Ungeordnetes zu ordnen und alles Kranke zu heilen, denn "bei Gott ist kein Ding unmöglich" (Lk 1,37).
Das Sakrament der Buße hat eine wunderbar heilende Wirkung und ist eine Quelle von tiefem Frieden und wahrer innerer Freude!
Sie stärkt!
Wie eine gute Medizin wirkt die Gnade der Beichte nicht nur heilend, sondern auch kräftigend.
Nachdem der verlorene Sohn in sich gegangen war und sich entschloss, ins Haus des Vaters zurückzukehren, sah ihn der Vater schon von weitem kommen und eilte ihm entgegen (Lk 15). Er gab ihm nicht nur ein neues Kleid und den Ring der Sohnschaft, sondern auch Schuhe an die Füße, um leichter auf dornigen Wegen wandeln zu können.
Ganz ähnlich ist es im Sakrament der Buße. Zunächst wird die heiligmachende Gnade entweder vermehrt oder wieder hergestellt.
"Selig, die ihre Kleider waschen im Blut des Lammes! Sie sollen Anrecht erhalten auf den Baum des Lebens." (Offb 22,14)
Außerdem wirkt die Beichte zur Stärkung im täglichen Kampf. Der Beichtende erhält ein Anrecht auf alle helfenden Gnaden, deren er bedarf, um künftig die Sünde zu meiden, in der Gnade zu wachsen und sicher auf den dornigen Wegen des Lebens zu wandeln.
Einsetzung der Beichte
Alle Sakramente haben ihre Kraft von Jesus Christus, der sie eingesetzt hat.
Schon während seines öffentlichen Wirkens hat Jesus den Aposteln verheißen, ihnen die Binde- und Lösegewalt zu übertragen: "Alles, was ihr binden werdet auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und alles, was ihr lösen werdet auf Erden, wird gelöst sein im Himmel." (Mt 18,18)
Die eigentliche Einsetzung des Bußsakramentes geschah gleich nach der Auferstehung. Am Abend des Ostersonntags trat Jesus in die Mitte seiner Jünger, hauchte sie an und sprach: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich auch euch. Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden nachlasst, denen sind sie nachgelassen; und denen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." (vgl. Joh 20,21 - 23)
Die Vollmacht, in seinem Namen das Gericht der Gnade über die Sünde zu halten, hat Jesus nicht nur den Aposteln, sondern auch all ihren Nachfolgern im Priestertum gegeben. Das Sakrament der Buße ist das Ostergeschenk des auferstandenen Erlösers an seine Kirche!
Die Reue
Die wichtigste Voraussetzung für den Empfang der Beichte ist die Reue. Ohne sie kann keine Sünde nachgelassen werden. Sie besteht in der inneren Abkehr von der Sünde, in der Zuwendung zu Gott und im Vorsatz, die Sünde künftig zu meiden.
- Die Liebesreue heißt auch vollkommene Reue, weil sie die höchste Form der Reue ist. Sie wird geboren aus dem Gedanken an die göttliche Liebe und aus der Scham darüber, diese Liebe verletzt zu haben. In ihr ist die Kraft, jede Schuld augenblicklich zu tilgen. Mit der vollkommenen Reue ist stets das Verlangen nach der heiligen Beichte verbunden. Es ist daher nicht möglich, eine Liebesreue zu erwecken, um nicht beichten zu müssen! Eine vollkommene Reue soll man vor allem in Todesgefahr erwecken.
- Die Furchtreue heißt auch unvollkommene Reue. Sie wird geboren aus dem Gedanken an die göttliche Gerechtigkeit, denn jede Sünde verdient von Gott eine gerechte Strafe. Unvollkommen heißt sie, weil sie alleine nicht genügt, um schwere Sünden zu tilgen. Sie kann aber nützlich sein, um sich von der Sünde abzuwenden und eine wahre Umkehr vorzubereiten. Zum Empfang der heiligen Beichte ist sie hinreichend.
- Eine dritte Form heißt eitle Reue. Sie hat keinen Wert und nützt auch nichts für die Beichte, denn die Sünde ist einem nur deshalb peinlich, weil man sich vor den Menschen schämt. An die Liebe Gottes und seine Gerechtigkeit aber denkt man nicht und man will sich auch nicht bessern.
Der Vorsatz
Man unterscheidet zwei Arten von Vorsätzen:
- Zu jeder echten Reue gehört notwendig der allgemeine Vorsatz. Er besteht im ernsthaften Willen, (1) die Sünde nicht mehr zu tun, (2) die nächste Gelegenheit besonders zur schweren Sünde entschieden zu meiden und etwaige ungeordnete Lebensumstände zu ändern, und (3) falls ein Schaden entstanden ist, diesen nach Möglichkeit wieder gutzumachen.
- Der besondere Vorsatz ist spezieller und ergänzt den allgemeinen Vorsatz. Er dient besonders dem Wachstum im geistlichen Leben und in der Nachfolge Christi. Wer Unkraut jätet, wird nicht nur die Köpfe abreißen, sondern dem Unkraut an die Wurzeln gehen. Der besondere Vorsatz besteht darin, dass man gezielt die wichtigsten persönlichen Fehler ins Visier nimmt und sie durch Wachsamkeit und Tugendübung überwindet.
Vorbereitung auf die Beichte
Zur Vorbereitung auf eine gute Beichte gehören sechs Dinge:
(1) Beten
Man betet zum Heiligen Geist, damit er hilft zu einer heilsamen Selbsterkenntnis und zu einer guten Beichte.
(2) Besinnen
Man liest aufmerksam den Beichtspiegel und denkt darüber nach, welche Sünden man begangen hat. Auch für Erwachsene kann es hilfreich sein, einen Beichtzettel zu schreiben.
(3) Bereuen
Man erweckt Reue über die begangenen Sünden.
(4) Bessern
Man überlegt sich einen guten und konkreten Vorsatz.
(5) Bekennen
Man sagt in der heiligen Beichte aufrichtig die Sünden und achtet gut auf den Zuspruch des Beichtvaters.
(6) Büßen
Man verrichtet die vom Priester auferlegte Buße und hält wenigstens eine kurze persönliche Danksagung.
Ratschläge zur guten Beichte
- Sei voll Vertrauen und schäme dich nicht!
Denke daran, dass Jesus selbst es ist, der in der Beichte deine Sünden tilgt. Vor ihm ist nichts verborgen und vor ihm kann nichts verborgen sein. Der Priester ist nur sein Werkzeug. Er ist strikte an das Beichtgeheimnis gebunden und wird von dem, was er hört, keinerlei Gebrauch machen. Der hl. Johannes Chrysostomos sagt einmal: "Der Teufel ist es, der uns vor der Beichte mit Furcht und Scham erfüllt. Wenn wir sündigen, nimmt er uns die Furcht; wenn wir aber bekennen sollen, dann gibt er uns die Furcht zurück und macht uns verlegen."
- Beichte aufrichtig und vollständig!
Zur Gültigkeit der Beichte gehört das vollständige Bekenntnis aller erkannten schweren Sünden nach Art und Zahl. Bei den schweren Sünden musst du alle wichtigen Umstände sagen und so gut du kannst auch die Häufigkeit, damit der Beichtvater die Sünden klar erkennen und dich davon lossprechen kann.
Eine schwere Sünde begeht, wer mit Wissen und Willen ein Gebot Gottes in einer wichtigen Sache übertritt. Im Zweifelsfall darfst du den Beichtvater auch darüber fragen.
Wer eine schwere Sünde aus falscher Scham verschweigt oder absichtlich so undeutlich sagt, dass der Beichtvater sie nicht verstehen kann, beichtet ungültig und lädt eine schwere Last auf seine Seele.
Der heilige Bonaventura empfiehlt: "Beichte an erster Stelle jene Sünde, die dich am meisten beschämt. Auf diese Weise wird dir das Bekenntnis der übrigen Sünden leicht sein; denn ist der Feldherr geschlagen, so wird das ganze Heer leicht zersprengt."
Wenn man ohne Schuld eine schwere Sünde vergessen hat, ist die Beichte trotzdem gültig. Man muss aber die vergessene Sünde in der nächsten Beichte sagen.
Obwohl das Bekenntnis der lässlichen Sünden nicht verpflichtend ist, ist es doch sehr nützlich und wird von der Kirche nachdrücklich empfohlen. Kleine Wunden kann man zwar selber heilen, aber manchmal ist es doch gut, auch sie dem Arzt zu zeigen.
"Das regelmäßige Bekenntnis unserer lässlichen Sünden ist für uns eine Hilfe, unser Gewissen zu bilden, gegen unsere bösen Neigungen anzukämpfen, uns von Christus heilen zu lassen und im geistigen Leben zu wachsen." (KKK 1458)
- Beichte gründlich und persönlich!
Die Beichte wird dir in dem Maße fruchtbar werden, wie du dich der göttlichen Gnade öffnest und mit ihr mitwirkst. Wer oberflächlich und schablonenhaft beichtet, erzielt nur spärlichen Gewinn. Um gut zu beichten, musst du dich ernsthaft bemühen, deinen Fehlern an die Wurzel zu gehen und in der Tugend zu wachsen. Bei der Erforschung deines Gewissens wirst du nicht nur auf die äußeren Sachverhalte schauen, sondern auch deine inneren Gesinnungen prüfen. Dabei wirst du besonders deinen persönlichen Hauptfehler im Auge behalten und auf die gewissenhafte Erfüllung deiner Standespflichten achten.
- Beichte öfter und regelmäßig!
Aus der regelmäßigen Beichte kommt ein mächtiger Antrieb zum Guten. Wer regelmäßig (z. B. monatlich) beichtet, wird nicht bloß das Vergangene immer wieder in Ordnung bringen, sondern auch das Künftige besser machen. Er schärft sein Gewissen und bleibt bewahrt vor dem Abgleiten in Gleichgültigkeit und Lauheit.
"So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, der im Himmel ist." (Mt 5,16)
Gebete zur Vorbereitung
Gott, allmächtiger Vater. Du bist der Herr über mein Leben. Nichts ist vor Dir verborgen und jedes Herz liegt offen vor Dir. Vor Deinem Angesicht will ich mein Leben prüfen. Läutere durch die Eingießung des Heiligen Geistes die Gedanken meines Herzens, auf dass ich die Gnade erlange, Dich vollkommen zu lieben und gebührend zu loben.
Jesus, mein Herr und Heiland, Du kennst all meine Gedanken, meine Worte und meine Werke. Hilf mir, so zu werden wie Du! Bilde mein Herz nach Deinem Herzen! Lenke meinen störrischen Willen zum Guten!
Heiliger Geist erleuchte mich, Deine Gnade stärke mich! Bewege mein Herz, damit ich meine Sünden recht erkenne, sie aufrichtig bekenne und mich wahrhaft bessere!
Gott, Du stößt niemanden zurück, sondern lässt Dich in liebevollem Erbarmen auch vom größten Sünder durch Buße versöhnen; blicke gnädig auf mein demütiges Flehen und erleuchte mein Herz, auf dass ich meine Fehler erkenne und recht bekenne und so Deine Gnade erlange. Amen.
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Anmerkung: Die vorliegende Beichtandacht ist eine Beichthilfe für Erwachsene und wurde von Pater Martin R. verfasst. Auf der Webseite: https://www.fides-et-oratio.at/beichtandacht/beichtandacht.php, dort befindet sich am Ende des Textes auch noch ein Beichtspiegel